3.
Im Clan der Hexen
DOROTHEE
Es war abends und ich saß auf meinem Bett und lernte diesen blöden Zauber.
Ich bekam einfach nicht diese blöde Flamme hin und ich musste es morgen können.
Immer wieder murmelte ich: „Ignis.“ Die Zaubersprüche waren komplett auf Latein. Ignis war das Feuer, wenn ich mit meiner Ausbildung fertig war konnte ich die Flamme auf meiner Hand tanzen lassen ohne vorher „Ignis“ zu sagen. Es war eigentlich ziemlich einfach und ich wusste auch, dass ich das konnte, denn schließlich ist es einer der ersten Schritte, aber heute war ich einfach zu sehr aufgewühlt, um mich konzentrieren zu können.
Ich war eine Hexe genauso wie der Rest unserer Familie. Wir Hexen waren in Clans eingeteilt, diese Clans waren unsere Familien. In einer solchen Familie hatte man ein Oberhaupt und dieses Oberhaupt konnte Visionen zu anderen Clan Oberhäuptern schicken oder empfangen. Die Clan Mitglieder, die dem Oberhaupt unterstanden, konnten nur Visionen innerhalb des Clans verschicken oder bekommen. Dann gab es noch die gefallenen Engel die ihr Unwesen auf der Welt trieben, sie konnten jeder Hexe und jedem Menschen eine Vision schicken ebenso wie die Engel im Himmel, nur dass die Hexen verstehen würden, was vor sich geht, die Menschen nicht. Els Vater war ein solcher gefallener Engel und er schickte mir Visionen. Das war das, was mich so nervös machte, er hatte mir in einer Vision gesagt, dass ich auf El aufpassen sollte und er würde mir Verstärkung schicken. Danach hatte ich mich an meine Kristall Kugel gesetzt –ich war die einzige in unserem Clan die auch Seher Fähigkeiten hatte- und ich hatte gesehen, dass etwas Schlimmes passieren würde. Leider war El noch nicht 16, sonst wüsste sie das sie eine Hexe war … und ein Nephilim. Die Kräfte einer Hexe sind erst zum 16. Geburtstag der Hexe ganz entwickelt, die Kräfte eines Nephilim hat man seit Geburt an. Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen und ich wusste, dass ich eine Vision empfange:
Luzifer plant etwas, wofür er Eleonora braucht, passt also gut auf sie auf! Es wird noch ein wenig dauern, bis ihr Verstärkung bekommt.
Jon
Dann sah ich wieder auf meine Hand. Das war von Els Vater. Aber was meinte er damit, dass Luzifer –Der Teufel höchst persönlich- etwas plante?! Was plante Luzifer? Ich schickte Jonathan eine Vision zurück, doch er antwortete mir nicht. Daraufhin nahm ich das Telefon in die Hand und rief bei Flo –Els Mutter- an. Es klingelte zweimal, bis sie abnahm.
„Florence Havering.“, meldete sie sich.
„Hey Flo, hier ist Thea. Ich muss mit dir reden, es ist wichtig.“, sagte ich.
„Oh Thea, was ist los?“, fragte sie erschrocken.
„Ich habe gerade eine Vision von Jon bekommen, in der er mir gesagt hat, dass Luzifer etwas plant, wofür er anscheinend El braucht, wir müssen unbedingt auf sie aufpassen und dann ist in einer Woche auch noch ihr 16. Geburtstag. Jon meinte, dass er uns Unterstützung schickt.“, flüsterte ich.
„Bitte WAS?!“, quiekte sie laut.
„Frag Jon, ich sag dir die Wahrheit!“, murmelte ich aufgebracht.
„Ich glaube dir ja, Liebes, aber ich will es nicht glauben, wir müssen ihr so schnell es geht die Wahrheit sagen und am besten machst du jeden Tag nach der Schule was mit ihr oder so.“, flüsterte Flo.
„Ja du hast recht, aber wir können es ihr erst sagen, wenn sie 16 ist … ich kann leider nicht jeden Tag was mit ihr machen, sie hat ja auch noch Freunde, um die sie sich kümmern muss aber ich denke Luzifer wird warten bis sie 16 ist und bis dahin haben wir sicher Unterstützung.“, gab ich ihr zum Nachdenken.
„Hoffen wir das Beste. Ich muss jetzt auflegen, schließlich müssen wir dich und Selene ja noch unterrichten. Bis gleich.“, sagte sie, dann legte sie auf.
Ich legte ebenfalls auf und machte mich auf den Weg zum Wald.
Als ich ankam, war es bereits vollständig dunkel. Bevor ich in den Wald rein ging, streckte ich meine Hand vor mir aus und flüsterte: „Ignis.“ Ein kleines Feuer breitete sich über meiner Hand aus, es pulsierte wie ein Herzschlag und bewegte sich wie ein Drache. Ich grinste und ging in den Wald. Als ich dann den Schein der in einem Kreis aufgestellten Fackeln sah, ließ ich das Feuer in meiner Hand ausgehen. Meine Großmutter Cellae –die unser Oberhaupt war-, Flo, mein Vater und meine Cousine Selene warteten auf mich.
Selene war kein Fan unserer Familie, aber wenn einer von uns in Schwierigkeiten steckte holte sie einen daraus egal wie wenig sie einen mochte. Nur leider mochte sie am wenigsten El und das nur, weil sie weiß, dass El irgendwann eine bessere Hexe sein wird als sie und irgendwann werden El und sie sich um die Stelle des Oberhauptes duellieren, daraufhin wird Grandma jemanden auswählen den sie für würdig hält. Selene war gerade erst 17 Jahre alt und war ein absolutes Naturtalent im Zaubern. Sie hatte schwarze, Schulter lange Haare und braune Augen, ihr Gesicht war genauso, wie das von El, ein weiterer Grund warum Sel sie hasste, die beiden sahen fast genau gleich aus.
„Na da bist du ja.“, sagte Sel bissig.
„Dann lasst uns anfangen. Sel kontrolliere das Wasser so, dass keiner von uns nass wird. Bist du soweit?“, sagte Gram, mit ihrer zitternden Stimme.
Sel nickte.
Grams haare fingen an bläulich zu schimmern, ihre Haut glänzte und hatte ebenfalls einen bläulichen Schimmer. Dann sah man wie ein Regen Schauer aus dem Himmel kam. Das gleiche blaue schimmern in den Haaren war jetzt auch bei Sel zu sehen, –es lag daran, dass sie Wasser Magier waren und seit vielen Generationen Nixen Blut durch unsere Adern fließt, das das blaue Schimmern hervorruft. - kurz bevor uns einer der ersten Tropfen traf, bildete sie aus dem Regen eine Runde platte die uns vor dem Regen schütze. Leider brach eine Ecke zusammen und der regen ergoss sich über mich. Klitsch nass stand ich da und sah sie bitter böse an –sie hatte es mit Absicht gemacht. Das Wasser war verdammt kalt, daher rieb ich meine Hände dicht vor meinen Mund, hauchte in sie und erfachte so ein kleines Feuer das mich wärmte, dann ließ ich es wieder ausgehen.
Mein Vater nickte. „Gut, Sel.“
Natürlich wurde nur sie gelobt, sie war ja so ein Naturtalent und so toll. Bäh, wie ich sie dafür hasste! So was Eingebildetes! Es hatte schon seinen Grund warum ich El so sehr bevorzugte.
Nach einen langen und für mich nassen Abend des Unterrichts durften wir endlich nach Hause gehen. Mein Vater kam mit mir.
Nachdem ich frisch geduscht und warm angezogen war, ließ ich meine Haare an der warmen Luft in meinem beigen Wohnzimmer trocken, als mein Vater zu mir sagte: „Ich mache mir große Sorgen um El.“
„Da bist du nicht allein, Vater, aber Jon hat versprochen uns zu helfen, schließlich ist es ja auch seine Tochter.“, erwiderte ich hoffnungslos, weil ich wusste wie mein Vater dazu stand.
„Ich traue Jonathan nicht, er hat es in 15 Jahren nicht einmal übers Herz gebracht seine Tochter zu besuchen, ich frage mich ob er überhaupt ein Herz besitzt!“, brummte er.
„Vater, sicher besitzt Jon ein Herz, sonst wäre er damals nicht für Flo auf die Welt gekommen und sicher hat er El nicht einmal besucht, weil Flo ihr nie die Wahrheit erzählt hat. Sie sagt ihr ja nur das er gestorben ist, es liegt auch teilweise an deiner Schwester, Paps.“
Für das Paps bekam ich erst einmal einen bösen Blick, dann fuhr er fort: „Florence ist an gar nichts Schuld, schuld hat nur dieser eingebildete Jonathan!“
Ich hatte einmal meinen Vater bei einem Gespräch belauscht und das was ich gehört hatte, war das schlimmste in meinem Leben gewesen. Er hatte gesagt: „Sie ist nicht meine Tochter …“
Mehr wollte ich nicht hören, ich bin so schnell ich konnte auf mein Zimmer gegangen und seit dem durfte ich nicht mehr Paps zu ihm sagen.
„Vater du weißt ganz genau das Flo genauso viel Schuld trifft wie Jon und wag es jetzt ja nicht mir zu wiedersprechen, geh einfach nur nach Hause und lass mich hier allein.“, zischte ich ihm zu.
Ohne ein weiteres Wort verschwand er aus meiner Wohnung. Ich spürte die Kälte die er in meinem Herzen hinterlassen hatte, spürte den unterdrückten Schmerz der nicht mehr unterdrückt werden wollte.
Ich stand auf und ging zu meiner Kugel um mich ein wenig abzulenken. Da sich bei El nicht wirklich etwas veränderte, suchte ich mir eine andere Person aus, Hally. Ich konzentrierte mich ganz auf Hally und dann sah ich sie zusammen mit diesem blondhaarigen Typen. Sie hielten Händchen, doch eine dunkle Aura bildete sich um den Typen. Ich sah, dass er Matthew hieß, doch konnte ich nichts weiteres erkennen, nur eine dunkelrote Aura, die ihm umgab. Dann verschwand das Bild und ein anderes erschien. Hally auf einer Party mit diesem Typen, er überredete sie dazu etwas zu nehmen aber ich konnte nicht erkennen was es ist, ich sah nur noch wie Hally Ohnmächtig wurde.
Ich riss meine Augen auf. Was war da eben passiert?! Hally! Jemand musste sie zur Vernunft bringen, jemand musste ihr sagen, dass dieser Matthew nicht gut für sie war. Plötzlich kam mir der Einfall, dass dieser Matthew vielleicht nur einer von Luzifers Lakaien war oder vielleicht sogar Luzifer selbst, das heißt sie wollten durch Hally an El rankommen, oh nein!
Ich schickte Jon eine Nachricht und fragte ihn darin ob Luzifer auf der Erde war oder ob er seine Lakaien hier hin geschickt hatte. Kurz danach bekam ich dann diese Vision:
Er hat seine Lakaien geschickt, er selbst wartet noch. Wieso fragst du danach? Was ist passiert?
Jon
Das war gar nicht gut. Ich schickte ihm meinen Einfall, darauf bekam ich keine Vision zurück, aber ich spürte die Angst, die Jonathan verspürte. Die Angst um seine Tochter. Ich seufzte. Was sollten wir nur tun? Bis zu Els Geburtstag war es noch eine Woche bis dahin konnte so viel passieren.
Ich legte mich in mein Bett, doch ich konnte einfach nicht schlafen. Ich hoffte vom ganzen Herzen, dass bald die versprochene Hilfe von Jon kommen würde. Total aufgewühlt schlief ich ein.
Fortsetzung folgt ...
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